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Abschied nach einem Vierteljahrhundert
Birgit Funke hat den Ambulanten Dienst Haus Maria mit aufgebaut und 13 Jahre als Leiterin geprägt – jetzt übernimmt Linda Manske die Aufgabe
Fast ein Vierteljahrhundert hat Birgit Funke bei den ambulanten Diensten Haus Maria gearbeitet. 2007 übernahm sie die Leitung. Insgesamt hat sie drei Umzüge miterlebt. Das Team ist gewachsen, der Kundenstamm immer größer geworden. Jetzt geht die 63-Jährige in den Ruhestand – und blickt zufrieden zurück: „Wir haben hier eine tolle Gemeinschaft. Die Arbeit hat immer Spaß gemacht.“
Schon seit drei Jahren gehört auch Linda Manske zu dem Team. Sie wird zum 1. Dezember die Leitung des ambulanten Dienstes übernehmen. Und Christa Riedel bleibt Stellvertreterin. „Damit weiß ich die Verantwortung in guten Händen“, sagt Birgit Funke.
Geboren in Belecke, zog die ausgebildete Krankenschwester vor 43 Jahren nach Geseke, arbeitete zunächst 13 Jahre lang im Hospital zum heiligen Geist und dann aus familiären Gründen für eine Einrichtung in Bad Westernkotten im Nachtdienst. Als der neue ambulante Dienst in Geseke im Haus Elisabeth neben dem Haus Maria gegründet wurde, gehörte sie dort zu den Frauen der ersten Stunde. „Und hier bin ich geblieben. Wir haben viele Kunden, die wir über eine lange Zeit begleiten. Da baut man einfach ganz andere Beziehungen auf“, lernte sie die Arbeit beim Pflegedienst schätzen.
Auch gebe es viel mehr Schnittstellen als in der Krankenpflege: zu Angehörigen, Ärzten, Therapeuten, Apotheken, Krankenkassen oder Anbietern von Reha-Maßnahmen – „das macht die Arbeit in meinen Augen vielseitiger.“
Gerne denkt sie noch an eine ihrer ersten Kundinnen zurück: „Mit der habe ich jedes Mal, wenn ich bei ihr war, das Vater Unser gebetet. Das gehörte einfach dazu. Und als schließlich starb, war ich bei ihr.“ Heute versorge der Dienst inzwischen die Tochter.
Angefangen mit fünf Kunden
„Wir haben mit fünf Mitarbeiterinnen und neun Kunden angefangen“, erinnert sich die langjährige Leiterin. Inzwischen zählt ihr Dienst 57 Beschäftigte. „Und darunter sind auch so einige, die in den 24 Jahren Mutter und Oma geworden sind“, lacht Birgit Funke. Denn ein Großteil des Teams sei schon lange dabei. Inzwischen versorgt es über 200 Kunden.
„Vor allem in den vergangenen Jahren hat sich dieser Kundenstamm enorm vergrößert“, erklärt sie. Deshalb war nach dem Umzug 2014 in das neugebaute Haus Maria vor zwei Jahren schon der nächste Umzug fällig. „Denn da wurde es bei Teambesprechungen wieder zu eng. Wir brauchten mehr Platz. Und den fanden wir glücklicherweise gleich nebenan.“ Das Gebäude an der Haholdstraße 4 heißt innerhalb des Teams liebevoll „Haus Buskühl“. Die frühere Besitzerin hatte selbst im Haus Maria gearbeitet, bevor sie dort gepflegt wurde. Und nach ihrem Tod hatte sie sich gewünscht, dass das Pflegenetzwerk des Hauses Maria ihr Zuhause einmal nutzen könnte. „Und tatsächlich haben wir das nun von den Erben gemietet“, so Birgit Funke.
Aber auch organisatorisch hat sich in den 24 Jahren ihrer Mitarbeit und Leitung vieles verändert. Die ambulante Pflege gewann ab 1996 an Bedeutung. Denn ab diesem Jahr gab es die Pflegeversicherung, über die nun viele Leistungen abgerechnet werden konnten. „Bei der Digitalisierung waren wir von Anfang an vorne mit dabei“, erinnert sich die scheidende Pflegedienstleiterin. Schon Ende der 90er Jahre sei das Team mit MDA-Geräten unterwegs gewesen. MDA steht für Mobiler Daten-Austausch. „Das heißt, die Pflegetouren, die Zeiten bei unseren Kunden und die erbrachten Dienstleistungen wurden elektronisch erfasst“, erläutert die langjährige Leiterin.
Diese Datenerfassung sei seitdem konsequent weiterentwickelt worden und erleichtere die Arbeit enorm: „Wir können zum Beispiel sofort sehen und auswerten, welche Medikamente der Kunde erhalten hat oder welche Maßnahmen in der jüngeren Vergangenheit geändert wurden.“ Das erleichtere auch die Übergabe der Touren oder die Versorgung, wenn eine andere Pflegekraft einspringen muss.
Die Verantwortung wächst
Tendenziell seien die Kunden älter geworden, stellt Birgit Funke fest: Sie bleiben länger agil und nehmen Pflegedienstleistungen erst später in Anspruch.“ Gleichzeitig sei die Pflege heute aber anspruchsvoller: „Vor allem, weil die Verweildauer in den Krankenhäusern viel kürzer ist. Damit übernehmen wir auch für die Nachsorge viel mehr Verantwortung: zum Beispiel bei der Versorgung großer Wunden oder der Pflege von Ports.“
Und nicht zuletzt werde die Zeit immer knapper. „Unser Budget ist begrenzt. Doch gelingt es uns da, vieles aufzufangen, einfach, weil wir hier ein großes und kreatives Team sind. Und auch, weil wir mit den anderen Einrichtungen im Verbund der Seniorenhilfe SMMP her vor Ort optimal zusammenarbeiten.“
Mit dem Haus Maria, der Tagespflege Haus Maria der ambulant betreuten Senioren-Wohngemeinschaft, dem ambulanten Dienst und dem ambulanten Menüservice hält der katholische Träger hier eine komplette „Versorgungskette“ vor. „Wir überlegen immer wieder gemeinsam, was das Beste für unsere Kunden und Patienten ist. Ob sie vielleicht auch einmal die Kurzzeitpflege sollten, um pflegende Angehörige zu entlasten oder die Tagespflege eine Alternative ist. Und natürlich beraten wir uns fachlich untereinander. Das hilft wieder, Zeit und Aufwand zu sparen.“
Die Arbeit in diesem Netzwerk hat Birgit Funke immer sehr geschätzt. Dazu gehört auch die Pflegeschule der Gesundheitsakademie SMMP. „Dort absolvieren die meisten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Weiterqualifikationen: etwa zum Wundmanager für die Praxis-Anleitung oder zur Pflegedienstleiterin“, nennt Birgit Funke Beispiele. Und zusammen mit den anderen Pflege-Einrichtungen der Seniorenhilfe SMMP in der Region werde dann schon einmal überlegt, welcher Kurs bedarfsgerecht mit angeboten werden kann: „Besser kann das ja gar nicht laufen.“
Einsatz für Mitarbeiter-Zufriedenheit
Auch ihre drei Auszubildenden des ambulanten Dienstes absolvieren dort den theoretischen Unterricht. „Drei sind jetzt im Oktober fertig geworden. Und die haben wir auch alle drei übernommen.“
Birgit Funke betont: „Wer qualifizierte und zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben will, muss dafür etwas tun. Und dafür legt sich unser Arbeitgeber, die Seniorenhilfe SMMP, richtig ins Zeug. Das hat hier einen hohen Stellenwert.“ Und auch das trage dazu bei, dass sich ihr Pflegedienst in den vergangenen Jahren so erfolgreich entwickelt habe.
In einer kleinen Feierstunde, an der aufgrund der Corona-Bestimmungen leider nur wenige Gäste teilnehmen konnten, dankten Geschäftsführer Frank Pfeffer und die für die ambulanten Dienste zuständige Gebietsleiterin Derya Schnathmann Birgit Funke für ihren unermüdlichen Einsatz. und Frank Pfeffer fügte hinzu: „Auch freut uns, dass sie noch nicht so ganz gehen. Denn Sie übernehmen ja in Zukunft noch eine Aufgabe für uns. „
Mit beginnendem Ruhestand wird Birgit Funke geringfügig beschäftigt Pflegeberatungen bei Kunden des ambulanten Dienstes übernehmen. „Dabei geht es um die Beantragung von Pflegegeraden, Hilfsmitteln wie einem Pflegebett oder einem Rollator, Optimierungen des häuslichen Umfeldes oder Schulungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige“, zählt Birgit Funke auf. Eine Aufgabe, in die sie ihre ganze Arbeits- und Lebenserfahrung einbringen kann.
Mehr Zeit sein soll in Zukunft aber auch für die Familie, Bewegung und Sport. Die beiden Kinder wohnen mit ihren Familien weiter weg – da fahre man auch nicht mal ebenso vorbei. Sie bleibt mit ihrem Mann aber in Geseke: „Hier bin ich in 43 Jahren heimisch geworden.“
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