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Zugunglück zerstört Fahrzeuge des Ambulanten Dienstes
Dank Improvisationsvermögen und Einsatz der Mitarbeiterschaft läuft der Betrieb aber normal weiter
Durch das schwere Zugunglück am Sonntag in Geseke sind zehn Autos des Ambulanten Dienstes Haus Maria schwer beschädigt worden. Sie standen auf dem Parkplatz neben der Gesundheitsakademie SMMP, der direkt an den Bahngleisen liegt. Mindestens sieben Fahrzeuge haben nach derzeitiger Einschätzung einen Totalschaden. Trotzdem ging der Betrieb in dieser Woche fast reibungslos weiter. „Wir können alle 200 Kunden anfahren und bedienen. Und das verdanken wir vor allem dem großen Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, ist die stellvertretende Pflegedienstleiterin Christa Riedel erleichtert.
Am Sonntag war aus bislang noch nicht geklärter Ursache nur 50 Meter von der Gesundheitsakademie SMMP und hundert Meter von dem Haus Maria entfernt ein Güterzug entgleist. Der Lokführer kam dabei ums Leben. Der Zug hatte Zement geladen, der sich als feiner Staub in der Umgebung ausbreitete. Durch die berstenden Wagons schossen auch Steine aus dem Gleisbett und Metallteile durch die Luft.
„Ich war am Sonntagnachmittag zu Hause und hörte zunächst die Sirene, dann die Polizei und Feuerwehr. Schließlich habe ich über Facebook erfahren, was passiert ist“, erzählt Christa Riedel. Und dann habe auch schon Linda Manske angerufen, die befürchtete, dass die Fahrzeuge auf dem Parkplatz betroffen sind. Linda Manske ist die Leiterin des Pflegedienstes und befindet sich eigentlich gerade in Elternzeit. Aber in der zurückliegenden Woche war sie ebenfalls in die Ereignisse einbezogen.
„Gerade am Wochenende stehen viele der Dienstfahrzeuge auf unserem Parkplatz neben der Gesundheitsakademie, damit wir den Parkraum vor dem Haus Maria freihalten. Denn dorthin kommen am Samstag und Sonntag viele Besucher“, erläutert die stellvertretende Pflegedienstleiterin.
Als sie mit Linda Manske am Sonntagnachmittag an der Unfallstelle eingetroffen war, sei alles abgesperrt gewesen. „Ein Feuerwehrmann gab uns aber bereitwillig Auskunft“, so Christa Riedel. Schließlich wurden die beiden Frauen gebeten, die beschädigten Autos auf die andere Seite des Parkplatzes zu setzen, damit die Kräne mit der Bergung des Zuges beginnen könnten. Für das Umparken waren die Wagen alle noch fahrbereit.
Nachts wurde Linda Manske dann erneut angerufen, um die Autos doch alle vom Parkplatz zu holen. Am Montagmorgen machte sich Rainer Hake auf den Weg nach Geseke und beauftragte sofort einen Sachverständigen. Hake verwaltet den Fuhrpark der SMMP-Einrichtungen und Dienste, zu dem insgesamt über 200 Fahrzeuge gehören. „Mir war schnell klar, dass es sich bei den meisten Autos um einen Totalschaden handelt“, sagt Hake. Darunter auch ein VW Up, der gerade erst etwas über 300 Kilometer auf dem Tacho hatte.
Der Zementstaub war bis in das Innere der Fahrzeuge gelangt. Die sind zudem alle von außen zerbeult: „Teilweise waren die Steine aus dem Kiesbett der Bahnanlage durch die Scheiben in die Autos geschossen.“ Insofern könne man froh sein, dass das Unglück nicht an einem Wochentag passiert sei, wenn der Parkplatz von den Lernenden der Gesundheitsakademie SMMP genutzt wird – „dann hätten sich wahrscheinlich auch Menschen darauf befunden.“
In einer Presseanfrage der Geseker Tageszeitung „Der Patriot“ äußerte Linda Manske daher auch ihre Erleichterung darüber, dass außer dem getöteten Lokführer niemand zu Schaden kam: „Zunächst möchten wir unser aufrichtiges Mitgefühl für die Familie des verstorbenen Lokführers aussprechen. Es ist eine tragische Situation, die uns alle sehr erschüttert hat. Und wir sind dankbar, dass zum Zeitpunkt des Unfalls kein Mensch in der Nähe war, der von den auffliegenden Steinen durch die Zugentgleisung getroffen wurde.“
Ab dem Montagmorgen wurde improvisiert. „Unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren sofort bereit, erst einmal ihre privaten Fahrzeuge für die Touren ab Montag zu nutzen“, berichtet Christa Riedel. Und sie fügt hinzu: „Das war für alle selbstverständlich.“ An den Folgetagen konnten dann nach und nach Ersatzfahrzeuge beschafft werden: zwei von der Seniorenhilfe SMMP aus Diestedde und vier aus dem Bergkloster Bestwig.
„Glücklicherweise hatten wir hier gerade noch ein paar ältere Fahrzeuge im Bestand, die verkauft werden sollten“, so Rainer Hake. Als Linda Manske die Autos am Mittwochabend mit einigen Kolleginnen und Kollegen in Bestwig abholte, war sie sichtlich erleichtert: „Dann sind wir erstmal wieder mobil.“
Bis die Gutachten erstellt, die Versicherungsfragen geklärt und neue Fahrzeuge beschafft sind, wird es wohl noch Monate dauern. Der Schaden – so schätzt Markus Sommer, Prokurist der SMMP Gesellschaft für zentrale Dienste in Bestwig – wird sechsstellig sein: „Neben den Fahrzeugen ist auch noch der Zaun zwischen dem Parkplatz und den Bahngleisen niedergerissen worden.“ Und schließlich sei zu bedenken, dass man für die erstattete Schadenssumme nicht wieder genau die gleichen Fahrzeuge beschaffen kann: „Die Preise für die Autos steigen. Einige Modelle gibt es gar nicht mehr. Da werden wir also mehr Geld in die Hand nehmen müssen.“
Doch auch Markus Sommer sagt: „Es hätte weitaus mehr passieren können. Solange es nur um Sachschaden geht, ist letztlich alles reparabel.“
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