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Märzsonne
Sterbebegleitung ist keine Routine
Trotz meiner langjährigen Berufserfahrung als Altenpflegerin werden Tod und Sterben nie zur Routine für mich.
Ich habe schon sehr viele Menschen auf dem letzten Weg begleitet und doch bewegt es mich immer wieder zutiefst, wenn das Herz eines Menschen aufhört zu schlagen.
Durch die tägliche intensive Pflege und Betreuung baue ich immer eine Beziehung auf. Es ist daher jedes Mal schwer, Abschied zu nehmen. Ich kenne auch die Angehörigen gut und fühle mit ihnen. Für mich persönlich ist es ganz wichtig früh zu erkennen, wann der Sterbeprozess einsetzt und welche Bedürfnisse und Wünsche der sterbende Mensch hat.
Ich kann mich gut an eine alte Dame erinnern, die sehr naturverbunden war. Sie liebte die Sonne und Wärme. An einem sonnigen Vormittag im März setzten wir sie in ihren Sessel vor das Fenster. Die Sonne schien ihr ins Gesicht, so dass sie die Wärme spüren konnte. Sie hat leise gelächelt und immer wieder geseufzt. Das hat mich total berührt und auch glücklich gemacht. Kurz darauf ist sie gestorben. Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen.
Was mich manchmal stört ist, dass ich zu wenig Zeit für die Sterbenden habe. Da das „Zeit-Haben“ für den Sterbenden aber oft eine entscheidende Rolle spielt, bin ich froh, dass die Geseker Hospiz Bewegung uns durch Besuche der Bewohner unterstützt und entlastet.
Sterbende habe oft große Angst vor dem Alleinsein. Es beruhigt mich zu wissen, dass jederzeit jemand in der Nähe ist, der auf den Sterbenden eingehen kann und ihm das Gefühl gibt, nicht alleine zu sein. Das ist so wie die Sache mit der Sonne. Gerad im Tod brauchen wir manchmal viel Wärme!
Gabi Händelmann, examinierte Altenpflegerin
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